Frottage: Fantasievolle Traumlandschaften oder ein Blattdschungel

Ein Beitrag Von Miriam Nolte

Schaut Euch doch mal zuhause um, wie viele unterschiedliche Oberflächen Ihr findet. Hier die Treppenstufen, da ein Gitter und dort ein Spitzendeckchen. In drei Beiträgen stellen wir Euch Ideen und Techniken vor, die wunderbar miteinander zu kombinieren sind. Vier Dozenten/ innen der Jugendkunstschule haben hier zusammengearbeitet. Wir stellen Euch Frottage vor, wie man Stempel von allerlei Insekten selbst erstellen und wie man Käfer aus Modelliermasse sowie Krokodile, die lustig mit den Zähnen klappern können, gestalten kann.

Zunächst stellen wir Euch die Frottage-Technik, anhand der Ihr Eure Umgebung mit Stift und Papier ganz neu entdecken könnt – das Schöne daran ist, ob Haus, Hof, Garten oder Balkon, es funktioniert überall!

Bei der Frottage handelt es sich um eine Drucktechnik, die vor fast 100 Jahren von Max Ernst, einem berühmten Surrealismus-Künstler, erfunden wurde. Inspiriert durch die ungleichmäßige Struktur einer Holzdiele hatte er die Idee ein Papier über diese zu legen und die Struktur mit einem Bleistift durchzureiben. Es entstanden wunderbare kleine Welten und Fantasiewesen, welche der Künstler in seine Werke integrierte und modifizierte.

Auch Eurer Fantasie ist in dieser Übung keine Grenze gesetzt. Als Druckstock (Untergrund) könnt Ihr nahezu jedes Material verwenden, Hauptsache es weist eine gewisse Struktur auf, die durch das Abreiben sichtbar wird. Als Druckträger könnt ihr weißes Papier verwenden, hier eignet sich das handelsübliche Kopierpapier. Das Papier wird nun über den Gegenstand gelegt und mit einem weichen Bleistift oder Kohlestift durchschraffiert. Erfahrungsgemäß lohnt es sich die Schraffur dicht zu setzen, das funktioniert mit einem schräg gehaltenen Bleistift sehr gut, durch anschließendes Verwischen wird das Muster der Oberfläche noch deutlicher. Ein farbintensiveres Ergebnis könnt Ihr mit Zeichenkohle erreichen, in dem Ihr mit dieser quer über Papier und Gegenstand wischt. Durch die Bleistiftschraffur bzw. Kohlezeichnung hebt sich nun die Struktur deines Untergrunds hervor und erzeugt ein Muster auf dem Papier.

Auf der Suche nach spannenden Mustern kannst Du ganz in die Rolle eines Forschers übernehmen, so eignet sich der Asphalt vor deinem Haus oder der Holzboden im Treppenhaus genau so gut wie kleinere Blätter und Blüten von Pflanzen oder sogar Spitzentischdecken und Tapetenstücke.

Hast Du eine kleine Sammlung beisammen, kannst Du damit weiterarbeiten und die Zeichnungen mit Aquarellfarbe ergänzen oder kleine Collagen damit anfertigen. Auch Max Ernst hat eine große Sammlung seiner Frottage-Zeichnungen angelegt, welche unter dem Namen „Histoire Naturelle“ veröffentlich wurden. Besonders gut eignen sich Fantasielandschaften und Fabelwesen.

Auch die Kombination verschiedener Muster auf einem Papier ist möglich, hier kann man von der klassischen Methode abweichen und mit verschiedenen Farben z.B. Buntstifte oder Pastellkreide arbeiten.

Viel Spaß beim Forschen und Zeichnen und bleibt gesund und munter!

Miriam Nolte, Jugendkunstschule