Interview mit Johanna Hendel, Dozentin im arte fact

Frage: Was interessiert dich in der Malerei? Was sind deine Intentionen, Ideen und aus welchen Quellen schöpfst du deine Bilder?

 

Mich interessiert und Inspiriert der direkte Moment des Malens, also der Prozess im intuitiven Schaffen. Es ist für mich ein großes Mysterium woher die Ideen, die mich zu dieser oder jener Handlung motivieren kommen, an dem ich nie satt werde zu forschen.

Wenn ich anfange ein Bild zu malen habe ich teilweise vorher ein Thema welches ich für mich als Frage in den Raum stelle, oder ich schaue welche Farbe mich in dem Moment anspricht. Dann versuche ich mich innerlich leer zu machen oder mich ganz auf die Frage zu konzentrieren. Manchmal nehme ich mir als Experiment vor, eine Handlungsweise wie z.B. an einem Bild zu malen nur wenn ich mich innerlich leicht und freudig fühle, um festzustellen ob die Wirkung für die Betrachtenden später sichtbar wird.

 

Frage: Wie ordnest du deine Kunst ein? Gibt es einen Zeitbezug? Wie steht deine Arbeit im Kontext zur heutigen Malerei/Kunst?

 

Als Zeugin und Teil der heutigen Zeit ist meine Kunst natürlich zeitgenössisch. Ich arbeite größtenteils abstrakt und intuitiv, wie viele andere gegenwärtige Kunstschaffenden auch. Künstlerisch gesehen ist unsere Zeit ausgesprochen vielfältig und ich erlebe sie als sehr frei. Diese Freiheit genieße ich im Schaffen und möchte mich daher nicht selber in eine konkrete Strömung einordnen.

 

Frage: Wenn du nicht malen würdest, was würdest du tun? Was interessiert dich außerhalb der Malerei?

 

Ich tue genau das was ich gerne tun möchte, deshalb kann ich die Frage so nicht beantworten. Mein künstlerisches Schaffen umfasst aber nicht nur die Malerei, ich arbeite immer wieder installativ und performativ. Mich interessieren zeitgenössischer Tanz, Musik, Architektur und Wissenschaft. Ich beschäftige  mich mit Wild- und Heilkräutern, Meditation, handwerklichem Arbeiten sowie der Psychologie des Menschen. Die freie Kunst ist für mich der richtige Ort um an all dem auf meine eigene Art und Weise zu arbeiten und zu forschen. Alle Fragen die das Leben aufwirft, welche also nicht rein materiell beantwortet werden können interessieren mich. Da ist die Kunst eine gute Lehre und die Schulung der Wahrnehmung ein Hauptaspekt, welcher mich immer wieder einigen Antworten näher bringt.


 

Frage: Nenne mir einen Grund mit der Malerei aufzuhören! Gäbe es einen Grund und wenn nicht, was macht die Malerei so „unabdingbar - so unaufhörlich “? 

 

Der einzige Grund wäre, wenn ich keine Fragen mehr an die Welt hätte. Da diese sich jedoch vertiefen je mehr ich in Dinge und Themen eintauche, sehe ich hier keine Gefahr. Wie schon in den oberen Fragen beschrieben liebe ich die Freiheit und das Schöpferische an der Kunst und fühle mich in und mit ihr pudelwohl!

 

Frage: Wie bekommst Du den „Spagat“ zwischen eigener künstlerischer Arbeit und Vermittlung von Kunst in Form deiner Unterrichtstätigkeit hin? Gibt es eine gegenseitige Beeinflussung? 

 

Für mich ist das kein Spagat, ich liebe die Arbeit mit den Menschen im künstlerischen Tun! Ich finde es spannend und inspirierend mit jeder_m Teilnehmer_in einen Weg zu suchen, das eigene künstlerische Potential zu entdecken und weiter zu entwickeln und Hilfestellung bei der Entwicklung eigener Fragen zu geben. Im Kurs gebe ich den Rahmen, Übungen und Materialien als Impulse vor, so dass alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben ihren individuellen Weg in der Kunst zu finden. Ich arbeite mit den Menschen auf eine ähnliche Weise wie in meinem eigenen künstlerischen Schaffen.

 

Frage: Wenn du selber noch einmal Unterricht nehmen würdest, bei welchen bekannten Künstler/Inn würdest du studieren wollen? 

 

Mich inspirieren viele Künstler_innen. Manche sind als Mensch mit ihrer Anschauung in Kombination mit ihrer Kunst spannend, bei anderen interessiert mich hauptsächlich das künstlerische Werk. Einige für mich sehr spannende Künstler_innen sind Marina Abramović, Cy Twombly, Albert Oehlen, Peter Zumthor, Hilma af Klint, Monet u.a.

Um einen Bogen zu meinem eigenen Ansatz zu schaffen, hier ein kurzer Einblick in mein Interesse an der Künstlerin Marina Abramović. Ihr künstlerischer Ansatz sowie ihre Präsenz bei einem Vortrag von Ihr, haben mich tief beeindruckt. Mir scheint als ob sie auf eine ganz andere und doch wieder mir ähnliche Art und Weise versucht die Dinge in der Tiefe zu erforschen. Ich empfinde es als bewundernswert, dass Sie ihren Fragen scheinbar bedingungslos auf den Grund geht.

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