Fragen an unsere neue Dozentin Julia Jansen

Julia Jansen ist eine begnadete Malerin. Wie sie ihre Malerei versteht, was sie inspiriert und welche Vorbilder ihr zur Seite stehen, beantwortet sie auf unsere Fragen die wir ihr zugesendet haben. Im August gibt sie ihr erstes Seminar in der Freien Kunstakademie.  

 

Frage: Was interessiert dich in der Malerei? Was sind deine Intentionen, Ideen und aus welchen Quellen schöpfst du deine Bilder?

An Kunst generell interessiert mich die Kommunikation, die „Aufforderung zum Dialog“ (s.o.). Das empfinde ich als eine enorm luxuriöse Situation: allein im Atelier und trotzdem im Austausch mit Anderen zu sein.

Angesichts der Existenz von Sklaverei weltweit ist die Beschäftigung mit Kunst ein zum schlichten Überleben unnötiger Luxus. Jegliche Kunst, auch die sog. „politische“, ändert an den Lebensbedingungen der Sklaven nichts. Im Gegenteil. Im Museum weithin sichtbar ausgestellt, mindert sie nur das schlechte Gewissen der Betrachtenden (Feigenblatt, Ablasshandel). Eine der Ursachen für Klimawandel und Sklaverei ist der exzessive Konsum der westlichen Länder. MalerInnen eignen sich ihre Bildgegenstände an, ohne sie materiell besitzen zu müssen. Malerei schwelgt in immaterieller Opulenz. Der Begriff „Luxus“ leitet sich von lat.“Licht“ ab. Ölmalerei eignet sich in hervorragender Weise zur Erforschung verschiedenster Darstellungen von Lichteffekten. Malerisch interessieren mich die beiden Pole „paintingspace“ und „painting space“. Der Farbraum ist die imaginäre Tiefe der Bildfläche durch Schichtenmalerei und der Bildraum die perspektivische Darstellung von Bildelementen, die die Illusion von Raumtiefe erzeugen.

Ich finde es durchaus moralisch vertretbar, sich mit eigenen Bildern zu schmücken.

 

Frage: Wie ordnest du deine Kunst ein? Gibt es einen Zeitbezug? Wie steht deine Arbeit im Kontext zur heutigen Malerei/Kunst? 

Ich habe bei Prof. Th. Bayrle Malerei studiert und bin seine Meisterschülerin. Daher haben viele seiner Überzeugungen und Ideen meine künstlerische Entwicklung begleitet. Industrielle Massenproduktion, stereotype Bewegungsmuster, Maschinen jeglicher Art im Gegensatz zur menschlichen Elastizität.

In meinem Bildaufbau gibt es eine Phase Gerhard Richter’scher Unschärfe, die ich in den darauffolgenden Schritten mit sichtbaren Pinselstrichen wieder zu fokussieren versuche. Begeistert war ich von Richard Patterson. Ich halte meine Malerei für zeitgemäß.

 

Frage: Wenn du nicht malen würdest, was würdest du tun? Was interessiert dich außerhalb der Malerei? 

Reisen, dichten, schneidern, singen, zeichnen, fotografieren, filmen, schreiben, schwimmen.

Alle meine Interessen haben einen Bezug zu meiner Malerei, da ich male, seit ich 2J. alt bin.

 

Frage: Nenne mir einen Grund mit der Malerei aufzuhören! Gäbe es einen Grund und wenn nicht, was macht die Malerei so „unabdingbar - so unaufhörlich “?

Meine Familie würde meine Arbeitskraft in vollem Umfang benötigen.

Mit dem Malen aufzuhören, würde mein Leben extrem verarmen lassen. Meine Zeit im Atelier ist für mich Überfluss und Fülle.

 

Frage: Wie bekommst Du den „Spagat“ zwischen eigener künstlerischer Arbeit und Vermittlung von Kunst in Form deiner Unterrichtstätigkeit hin? Gibt es eine gegenseitige Beeinflussung? 

Bildfindungen sind eine spannende Navigation durch unbekanntes Gelände. Da ich sehr zurückgezogen arbeite, ist das Gespräch über eine andere Arbeit äusserst anregend.

 

Frage: Wenn du selber noch einmal Unterricht nehmen würdest, bei welchen bekannten Künstler/Inn würdest du studieren wollen?

Gerhard Richter 

 

Homepage: julia-jansen.de

Julia Jansen im arte fact