„Sinn und Unsinn der Malerei“ - Ein Interview mit dem Künstler und Dozenten Martin Mohr
Ein Interview mit dem Künstler und Dozenten Martin Mohr
Ein Blick in das Atelier von Martin Mohr ist wie ein Blick in ein Labor. Wie auf einem riesigen Tisch stehen unzählige Farben auf dem Boden. Scheinbar ungeordnet, aber beim genauen hinschauen glaubt man ein System zu erkennen. Doch macht das Sinn? Oder liegt gerade in dieser offenen Anordnung der Malmaterialien das spontane und intuitive, was seine eigene Gesetzmäßigkeit aus dem Malprozess gewinnt. Immer wieder Neu und unberechnend. In einem Gespräch gibt er einen kurzen Einblick in seine Arbeit.
Frage: Was interessiert dich in der Malerei? Was sind deine Intentionen, Ideen und aus welchen Quellen schöpfst du deine Bilder?
M.M.: Konkrete Inspirationsquellen habe ich nicht, vielmehr nehme ich mir Dinge, Gedanken, Themen, die mich beschäftigen zum Anlass, um diese malerisch zu bearbeiten. Dieses können visuelle Phänomene, beiläufige Beobachtungen, aber auch Gedanken zu gesellschaftspolitischen Themen sein.
Zu Beginn einer Malerei steht entweder eine inhaltliche Idee, für die ich eine formale Umsetzung suche oder ein bestimmter malerischer Aspekt, der mich interessiert.
Das inhaltliche Feld ist weit, es umfasst gesellschaftspolitische Fragen, das Leben und Zusammenleben. Einige Arbeiten haben auch biografische Aspekte, fragen nach Identität oder sie sind selbstreferentiell, thematisieren Kunst und Malerei, was es bedeutet (heute) Bilder zu malen, welche Position ich als "Bildermaler" einnehme, behandeln Sinn und Unsinn und/oder die Relevanz von Kunst.
Frage: Wie ordnest du deine Kunst ein? Gibt es einen Zeitbezug? Wie steht deine Arbeit im Kontext zur heutigen Malerei?
M.M.: In Zeiten einer globalisierten und digitalisierten Welt, in der alles möglich ist und gleichzeitig zu sein scheint, bietet mir die Malerei einen „Ort", die für mich wichtigen und interessanten Fragen und Themen zu formulieren und zu verhandeln.
Oft betone ich auch den Modellcharakter der Malerei; - sie ist für mich Spielfeld der inhaltlichen, formalen aber auch körperlichen Auseinandersetzung.
Frage: Wenn du nicht malen würdest, was würdest du tun? Was interessiert dich außerhalb der Malerei?
M.M.: Konkret würde ich eine Ausbildung zum Steinbildhauer beginnen, an einer Dombauhütte anheuern und mich zum Dombaumeister ausbilden lassen.
Frage: Nenne mir einen Grund mit der Malerei aufzuhören! Gäbe es einen Grund und wenn nicht, was macht die Malerei so „unabdingbar - so unaufhörlich "?
M.M.: Ich versuche mit einer größtmöglichen Offenheit in den Prozess der malerischen Verhandlungen zu gehen. Ein Vorgang, bei dem oftmals das Suchen wichtiger ist als das Finden. Ich sehe die malerische Auseinandersetzung als eine Art von Teilhabe und Aneignung, aber natürlich auch als Form des eigenen Ausdrucks, so dass sich für mich die Frage des Aufhörens (mit der Malerei) nicht stellt.
Frage: Wie bekommst Du den „Spagat" zwischen eigener künstlerischer Arbeit und Vermittlung von Kunst in Form deiner Unterrichtstätigkeit hin? Gibt es eine gegenseitige Beeinflussung?
M.M.: Ich betrachte dieses für mich weniger als einen Spagat, sondern vielmehr als eine weitere, ergänzende und intensive Form der Beschäftigung mit künstlerischen Ausdrucksformen und - mitteln.
Da man meines Erachtens „Kunst" nicht unterrichten kann, liegt für mich in der Vermittlung und Besprechung verschiedener Zugänge zur Kunst und individueller, künstlerischer Ausdrucksformen eine fesselnde Faszination.
Frage: Wenn du selber noch einmal Unterricht nehmen würdest, bei welchen bekannten Künstler/Inn würdest du studieren wollen?
M.M.: Francisco de Goya, Cy Twombly, Francis Bacon und Zinédine Zidan
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