Alchemie der Farben – Herstellung und Verwendung natürlicher Tinten

Ein Beitrag von Simone Weber

Selbstgekochte Tinten und Tuschen aus der Schatzkammer der Natur, beschenken uns mit einer erstaunlich vielfältigen Palette. Die Arbeit mit alltäglichen Materialien, Pflanzen und vermeintlichen Abfällen wird zum meditativen und mystischen Prozess – in Verbindung mit den Kräften der Natur und den ganz persönlichen kreativen Möglichkeiten der KünstlerInnen: immer wieder anders und immer wieder neu.

Im Jahr 1856 stieß ein junger englischer Chemiker namens William Perkin zufällig auf eine Methode um Farbe aus Kohle herzustellen – die erste Anilinfarbe war Violett, das so genannte „Mauvein“ und es sollte eine Revolution für das Färben von Kleidung, die Malerei und die Druckerei bedeuten – und gleichsam auch das Ende der natürlichen Farbgewinnung aus Pflanzen, Mineralien und tierischen Ausgangsstoffen einläuten.

Seit Jahrtausenden stellten die Menschen Farben her und die Gewinnung der Pigmente war meist ein mühsames Unterfangen. Archäologische Funde belegen die dennoch eindrucksvolle Farbenvielfalt vergangener Epochen. Mit dem Aufkommen synthetischer Pigmente veränderten sich nun nicht nur Gewinnungs- und Herstellungsprozesse, sondern auch das allgemeine Farbempfinden.

Nur noch wenige der einst gebräuchlichen Färbepflanzen sind in Erinnerung geblieben, so zum Beispiel die Krappwurzel, die Indigopflanze oder der einheimische Waid.
Es müssen aber nicht immer die Klassiker sein - Rohstoffe für selbstgekochte Tinten und Tuschen aus der Schatzkammer der Natur finden sich überall: in Haushalt und Garten, in Wald und Flur und sogar am Straßenrand. So gibt die Ligusterbeere wahlweise ein tiefes Preussischblau bis Paynesgrey, der wilde Oregano ein leuchtendes Grün, die Kermesbeere ein sattes Magenta und die Schwarznuss ein tiefes Vandyckbraun.

Und ist es dieser Tage nicht gerade wieder „der Weg zur Farbe“, der die geneigten Alchimistinnen und Alchimisten in seinen Bann zieht? Das Durchstreifen der unmittelbaren Umgebung auf der Suche nach Zutaten, das Experimentieren in der heimischen Hexenküche, die überraschenden und unerwarteten Ergebnisse, die Freude über eine besonders gelungene Tinte – oft zufällig und eigentlich nicht geplant.

Natürliche Farben reflektieren das Licht auf eine einzigartige Weise, durchlaufen ihre eigenen Prozesse, verändern sich, reagieren untereinander, sind ph-Wert-abhängig und zeigen - je nach Papier – immer wieder eine ganz andere Facette.

Ein Forschungsauftrag für alle Furchtlosen, die das Vorhersehbare schon hinter sich gelassen haben!

Seminarinhalte:

Der Workshop beschäftigt sich praktisch mit Herstellungsprozessen, Bezug von Rohstoffen, Zusätzen und Bindemitteln, Handhabung, Haltbarmachung und Aufbewahrung.

Ein Lichtbildvortrag zeigt Arbeiten verschiedener TeilnehmerInnen, die in den Seminaren der Dozentin entstanden sind, sowie künstlerische Positionen zum Thema Naturfarben.

Mit den hergestellten Farben werden dann freie Arbeiten 

Zum Seminar: Alchemie der Farben