15 Jahre Jugendkunstschule - Eine Erfolgstory
Ein Interview mit Dorothee Irnich Esser und Lukas Thein
Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass sich die Jugendkunstschule im arte fact so entwickeln würde? Nun feiern wir 15 Jahre „Jugendkunstschule im arte fact“ und blicken nicht nur auf eine ereignisreiche Zeit zurück, sondern schauen auch nach vorne. Denn wie es scheint, ist das Ende noch lange nicht abzusehen. Im Gegenteil, es gibt neue Herausforderungen und Ideen die Kunst in möglichst viele Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit zu etablieren. In einem Interview mit Dorothee Irnich Esser und Lukas Thein gehen wir diesen Impulsen nach.
Liebe Dorothee, hättest Du vor 10 Jahren gedacht, dass sich die Jugendkunstschule so im arte fact entwickeln würde?
Dorothee: Ja und nein! Ich hatte schon eine Vision, die mich angetrieben hat und auch den großen Wunsch mit der Jugendkunstschule kulturelle Bildung für möglichst viele in Bonn lebende Kinder und Jugendliche zugänglich zu machen. Beides war durch die Mitgliedschaft in unserer Dachverband seit 2007 näher ans Machbare gerückt, aber wie der Entwicklungsweg dann wirklich war, konnten wir nicht voraus sagen.
Was denkst Du hat zu dieser Entwicklung beigetragen?
Dorothee: Zunächst mal viel Ausdauer und immer wieder aufs Neue Motivation, aber der entscheidende äußere Faktor war die Förderungszusage der Stadt Bonn 2013 und die damit verbundene Sockelförderung des Landes. Durch diese strukturelle Förderung konnten Ressourcen frei werden, die wir für die Entwicklung bis zum heutigen Stand dringend benötigt haben. Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine gute regionale Vernetzung, aber auch der regelmäßige Austausch mit anderen Einrichtungenleitern aus NRW. Durch die vielen Partner haben sich neue Handlungsfelder, Aufgaben und Fördertöpfe eröffnet. Aber mindestens genauso wichtig ist unser sehr kreatives und künstlerisch kompetentes, junges Team. Es macht mir viel Spaß sich täglich aufs Neue mit diesem Team, den immer wieder neuen Aufgabenfeldern zu stellen und Zukünftiges zu gestalten und zu entwickeln.
Wenn Ihr auf die letzten Jahre zurückblickt. Was waren die ganz besonderen Höhepunkte? Worauf seid Ihr besonders stolz?
Dorothee: Ich kann gar nicht sagen auf was ich besonders stolz bin. Es gibt große tolle Projekte wie die Gestaltung der Fassade am Spielhaus KBE-Dreieck in Tannenbusch, welche viel Medienwirkung aber auch ansonsten eine große Strahlkraft hatte oder unser Projekt mit 200 Kindern und Jugendlichen, viele mit Fluchtgeschichte, „ Patchwork-alle unter einem Dach “, an die man sich gerne erinnert oder auch der dritte Preis beim Bundes-Wettbewerb „ Rauskommen“ mit dem Projekt „Im Westwind“. Aber es gibt auch viele kleinere Erlebnisse, die diese Arbeit wertvoll machen. Junge Menschen, die in unserer Einrichtung als Kinder mit Malen und Zeichnen begonnen haben und heute erfolgreich Kunst studieren oder Jugendliche die durch ein Schul- Projekt Lust an der Kunst bekommen und dadurch neue Perspektiven für ihren Lebensweg entdeckt haben oder einfach nur TeilnehmerInnen, die eine gute Zeit in einem Kurs oder Projekt hatten und stolz ihre Werke präsentieren.
Lukas : Für mich ist es die Fassaden - Gestaltung des Spielhauses in Tannenbusch mit Kindern aus dem Stadtteil. Dadurch hat sich eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Brücke entwickelt. In diesem Jahr wird es dort wieder ein gemeinsames Projekt geben.
Lieber Lukas, was hat Dich bewogen Dich intensiver in die Koordination und Planung der Jugendkunstschule zu begeben?
Lukas: Ich bin seit 2007 in der Jugendkunstschule tätig. Begonnen hat alles mit dem "Offenen Atelier". Mit den Jahren ist mehr dazu gekommen; Kurse und die vielfältige Projektarbeiten. Für mich war es eine bewusst getroffen Entscheidung diese Arbeit zu machen. Ich organisiere gern und so kam irgendwann die Frage in diesen Bereich einzusteigen. Es ist großartig in der Entwicklung der Projekte und Ideen, aber auch in der Gestaltung des Jahresprogramms, Impulse zu geben.
Welche Herausforderungen seht Ihr in der Zukunft auf Euch zukommen? Was plant Ihr für dieses Jahr?
Lukas: Für dieses Jahr ist vieles schon geplant, zum Beispiel die Fortsetzung der Arbeit mit den internationalen Klassen und Jugendlichen mit Fluchtgeschichte oder die Projektr rund um „Junge Kunst neue Wege“. Eine Herausforderung ist sicher das Gebiet der Digitalisierung/ neue Medien. Da haben wir uns vorgenommen in Zukunft mehr anzubieten.
Dorothee: Die Digitalisierung ist eine sehr große Aufgabe, der wir uns annehmen müssen. Wir werden diesem Bereich zukünftig mehr Aufmerksamkeit schenken ohne dabei unsere eigentliche Profession aus dem Auge zu verlieren. An dieser Schnittstelle gibt es noch viel für uns zu erforschen. Aber es wird sicher auch viele andere Aufgaben geben, denen wir uns gerne stellen, denn eine weitere Verankerung der kulturellen Bildung ist ein großes wichtiges Thema der Zukunft. (Dorothee)
Bitte beschreibt in wenigen Sätzen die besondere Qualität der Jugendkunstschule. Was zeichnet Sie besonders aus?
Lukas: Ein gutes Kollegen-Team, das die Herausforderung der Zeit annimmt, unglaublich flexibel und wandlungsfähig ist und in die verschiedenen Bereiche unseres Arbeitsfeldes geht und sich dort mit der Kunst selbstbewusst und tätig behaupten kann.
Dorothee : Das ist es das was unsere Jugendkunstschule auszeichnet , dass wir an so vielen Stellen, mit kleinen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in so unterschiedlichen Zusammenstellungen, Orten und Kontexten mit Qualität arbeiten können.
Was ist Euer größter Wunsch für die Zukunft?
Dorothee: Für die Jugendkunstschule, dass sie sich so gut weiterentwickelt wie bisher und die Herausforderungen der Zeit mit unserem Team weiter in Angriff nehmen kann. Eigentlich beinhaltet dieses auch, dass die Entscheidungsträger für diesen Bereich den Wert unserer Arbeit erkennen, anerkennen und wertschätzen.
Lukas: Ich wünsche mir in langfristigen Projekten zu arbeiten, denn es ist schon ein Unterschied, ob man sich nur einmal sieht oder über mehrere Monate oder Jahre zusammen arbeiten kann und sich dadurch Beziehungen aufbauen.
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